Der vierte König Teil 1

Vor langer Zeit kamen einmal drei Könige aus einem Land und folgten einem Stern

 

quer durch die Wüste zu einer kleinen Stadt. Ihr werdet sie vielleicht als die drei Weisen kennen, oder die drei Magier, oder, wie ich, unter ihren Namen: Caspar, Melchior und Balthasar. Sie hatten Gold, Weihrauch und Myrre dabei, Geschenke für ein neugeborenes Kind.


Aber es gab noch einen weiteren König, der sich auf die lange, mühsame Reise machte. im Gegensatz zu den anderen kam er zu spät und mit leeren Händen an.

Dieser König war ich … König Mazzel.    Ich war der vierte König!

Ich war der Herrscher über ein sehr kleines Königreich. So klein, dass ich der König und das Volk war! Wenn ich mein Kamel Chamberlin nicht gehabt hätte, wäre ich ganz allein gewesen - allein bis auf die Sterne, meine fernen Freunde.

Wie die drei Könige war auch ich ein Sterngucker. Nacht für Nacht durchkämmte ich den Himmel nach jenem Zeichen, das die Geburt des Königs der Könige verkünden würde. Nacht für Nacht suchte ich umsonst Wie lange hatte ich Ausschau gehalten? Tausend Nächte? Zehntausend?

Und dann, in jener lang ersehnten Nacht, geschah es – das Zeichen erschien, nach all den Jahren!

 

Mein Herz machte Freudensprünge: Augenblicklich rannten wir zur Tür hinaus ..

 

...um gleich darauf wieder hineinzulaufen. Immerhin war ein König geboren – wir konnten nicht ohne Geschenk aufkreuzen!

Ich legte meinen königlichen Umhang um und packte meine wertvollsten Schätze ein: die königliche Sternkarte und den königlichen Sternkristall.

 

Und dann machten wir uns auf den Weg.

Wir mussten uns beeilen: Die drei Könige warteten am Rand der großen Wüste.

Zu viert wollten wir die Reise fortsetzen. Wir ritten durch die Nacht und ließen unsere Heimat weit hinter uns. Ich fühlte mich sicher mit dem Stern, der mich führte. Die Wüstenebene kam näher und ich freute mich auf meine Freunde. Aber dann frischte ein Wind auf und wehte uns beißenden Staub in die Augen; der Wind heulte und brüllte; und der Sandsturm legte los…

Wir fürchteten um unser Leben und bahnten uns den Weg durch eine Sandwoge nach der anderen, in der Hoffnung, dem Sturm zu entkommen und Schutz zu finden – aber es schien aussichtslos. Und dann, gerade als wir bereit waren, uns in die Dünen fallen zu lassen, taumelten wir aus dem Sturm heraus in die Stille.

 

 

 

 

Chamberlin hörte es zuerst - ein leises Weinen über dem Wind.

Was sollten wir tun?
Meine Freunde warteten; unsere Reise, solch eine lange Reise lag noch vor uns!
Was sollten wir tun?

 

Wir zogen wieder in den Sturm hinein, und dort, in seinem Herzen, fanden wir ein kleines Nomadenmädchen

– vom Sand gepeinigt und verängstigt. Ihren Namen hatte der Wind fortgeweht.

Ich wickelte sie in meinen Umhang und trug sie durch den Sandsturm.

 

 

Wir waren glücklich, sie gefunden zu haben, und ebenso glücklich, als ihre Familie uns fand.

Sie luden uns ein zu bleiben, aber ich wollte unbedingt meine Freunde einholen. Wir ritten weiter, zuversichtlich, dass wir die verlorene Zeit aufholen konnten. Doch als wir am Rand der Großen Wüste ankamen, waren die drei Könige schon fort. Wir hatten sie um Minuten verpasst!

Sie hatten uns eine Nachricht hinterlassen:

„Mein lieber Mazzel, wir haben so lange wie möglich gewartet; wir sind quer durch die große Wüste losgezogen. Einer allein kommt schneller voran als drei und wir sind sicher, dass wir dich vor Ende der Reise treffen.

Dein Freund Balthasar“

Sie hatten keinen großen Vorsprung; wir würden sie bestimmt einholen!

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