Der neue Gemeindebrief für das Frühjar 2025 der evang. Pfarrei München-Hadern, ist erschienen. Hier können Sie den kompletten Gemeindebrief herunterladen und lesen, was seit dem Erscheinen des letzten Gemeindebriefes alles geschehen ist, was für den Sommer geplant ist und worüber es sich eventuell nachzudenken lohnt.
Aus dem Inhalt:
„Jesus lebt!“ Das ist der Kern der Osterbotschaft. Die Freude des Ostertags steht unvermittelt den Karfreitagsgeschehnissen gegenüber, die in der Botschaft enden: Jesus ist tot! Wirklich und tatsächlich. Die Kreuzigung und der Tod Jesu sind geschehen, sie lassen sich nicht verändern, sie können nicht durch irgendwelche alternativen Fakten wie einen Scheintod zum Verschwinden gebracht werden.
Dennoch hat in diesen Ereignissen nicht der Tod das letzte Wort, sondern das Leben. Tod und Leben stoßen in Karfreitag und Ostersonntag hart aufeinander, diese zwei Grundbestimmungen für den Menschen, auf denen alles andere fußt, was Menschen ausmacht. Im Tod verlieren die Menschen die Welt – und sie selbst gehen der Welt und ihren Mitmenschen verloren. Eine Geschichte ist auserzählt, nichts Neues kommt hinzu. In den ersten Kapiteln der Bibel erfahren wir, dass Gott die Welt entstehen lässt, dass er lebendige Geschöpfe in sie setzt, Geschöpfe, die mit der Welt und untereinander in Beziehung treten, so dass Geschichten über sie erzählt werden können. Gott zeigt sich in der Schöpfung als der Urheber des Lebens, der darum über das Leben verfügen kann. Gott beweist sich in den Ostergeschehnissen als der Herr des Lebens, indem er dem toten Jesus das Leben zurückgibt. In den vier Evangelien wird aus jeweils etwas unterschiedlicher Blickrichtung davon erzählt, wie die Nachricht von der Rückkehr Jesu ins Leben zu seinen Jüngerinnen und Jüngern dringt. In allen Fällen steht zunächt das leere Grab im Mittelpunkt: Das Grab als Ort der Toten ist leer, dem Tod als Vernichter des Lebens wird sozusagen seine Beute entrissen. Das Totenreich ist leerer geworden. In diesem Stadium erscheinen in den jeweiligen Geschichten göttliche Boten, die darüber aufklären, dass nicht ein Leichnam an einen anderen Ort verbracht wurde, sondern es gar keinen Leichnam gibt, die Suche nach einem Toten also sinnlos ist. Erst nach dieser Aufklärung, dass die vernichtende Kraft des Todes vernichtet ist, tritt der ins Leben zurückgekehrte Jesus selbst auf – und in der älteren Fassung des ältesten Evangeliums, bei Markus, fehlt sogar dieser letzte Schritt, denn es wird nur erklärt, dass Jesus nicht mehr unter den Toten zu finden sei. Die Frauen stehen dabei zunächst im Zentrum, denn sie sind es, die sich dem Leichnam mit Ölen und Salben noch einmal pflegend und sorgend zuwenden wollen – Frauenbeschäftigung halt. Oder sind sie die ersten Zeuginnen, weil Frauen als Gebärende eine besonders enge Beziehung zum Leben haben? Sie verschwinden recht schnell wieder aus den Erzählungen, sobald die bekannten Jünger wie Simon Petrus zu den Personen werden, denen sich der Auferstandene zeigt und in Reden zuwendet. Im ersten Korintherbrief des Paulus werden schließlich nur noch Männer erwähnt, denen sich der Auferstandene gezeigt habe. Wie auch inmmer diese verschiedenen neutestamentlichen Zeugnisse in Einklang zu bringen sind – ihre Kernbotschaft ist eine einzige: Jesus lebt!
„Jesus lebt, mit ihm auch ich!“ So heißt ein bekanntes Osterlied (EG 115). Das Ostergeschehen, in dem sich Gott als unbedingter Herr über das Leben gezeigt hat, ist nicht lediglich an sich bemerkenswert,. Es ist für mich und für jeden und jede, die in diesem Lied angesprochen werden, von höchstem Belang. Paulus hat als erster in seinen Briefen immer wieder den Sinn von Jesu Kreuzigung und Tod und von dessen Auferweckung zu einem neuen Leben herausgearbeitet: In beides sind Menschen hineingenommen, wenn sie Jesus Christus als dem Sohn und Boten Gottes vertrauen, also auch Gott als Herrn des Lebens vertrauen. Auf jeden Menschen wartet am Ende der Tod. Paulus sagt: Wenn ihr Jesus Christus und dem Gott des Lebens vertraut, werdet ihr in ein neues Leben geführt werden, so wie der gestorbene Jesus aus dem Totenreich herausgeführt wurde. Wie immer dieses neue Leben zu verstehen ist, es ist jedenfalls mehr als ein Wiederaufleben von biologischen Funktionen. Es ist vielmehr zu verstehen als ein Existieren im Einklang mit Gott. Aus einer mehr oder weniger brüchigen Gottesbeziehung in der Alltagswelt wird ein stetes Verweilen im Bereich Gottes werden, Leben in höchster Fülle.
„Jesus lebt, mit ihm auch ich!“ Das ist das Motto der Ostertage, das Versprechen, das sie für mich und für alle Menschen enthalten. Auch schon für das alltägliche Dasein, in dem Niederlagen, fehlgeschlagene Pläne, Krankheiten die Lebenskraft schwächen können, gilt: Jesus Christus, der Beweis für den Sieg des Lebens über den Tod, verlässt mich nicht. Und jedes Ostern mit seiner Lebensbotschaft ist auch ein Aufruf an mich und an alle Menschen, dem großen Gott, soweit es in unseren Kräften steht, nachzueifern und Förderer der Fülle und des Lebens zu sein.
Wilhelm Oppenrieder