Laden Sie sich hier den kompletten Gemeindebrief herunter und lesen Sie, was seit dem letzten Gemeindebrief alles geschehen ist, was für den Sommer geplant ist und worüber es sich eventuell nachzudenken lohnt. "Junges Alter" titelt die Axa Versicherung. Für Udo Jürgens fing das Leben mit 66 Jahren erst an...
Ü60 - die jungen Alten
"Junges Alter" titelt die Axa Versicherung. Für Udo Jürgens fing das Leben mit 66 Jahren erst an. Damals, 1977, lag das Rentenalter der Männer noch bei 65, festgesetzt 1916, als nur drei von zehn Bürgern 65 Jahre wurden. Wohlstand, soziale Entwicklungen, medizinischer Fortschritt ließen die Lebenserwartung von rund 46 Jahren für die 1901 Geborenen auf 77,5 bzw. 82,6 Jahren für 2008 geborene Männer bzw. Frauen steigen. Die sogenannte sichere, planbare Lebenszeit aus Kindheit & Jugend, Erwachsenenalter, Ruhestand erscheint längst normal. Wir haben mehr Zeit für Ausbildung, Familienplanung und nach der Familienphase. Daher unterscheidet die Alternsforschung heute zwischen jungen Alten (60 bis 79 Jahre) und alten Alten, bei denen das biologische Altern stärker zum Tragen kommt.
Die 1955 bis 1969 geborenen Boomer erlebten den wirtschaftlichen Aufschwung, demokratisierten Familie, Bildung, Politik, Arbeitswelt. Und wollen nach einer oft ambitionierten Erwerbsphase und viel idealistischem Engagement, Stichwort Pershing oder Wackersdorf, großteils nicht erst mit 67 in Rente gehen. Trotz Hürden wie Rentenabschlag sind 2023 nur 40 % der 60-Jährigen vollzeitbeschäftigt, 18 % der 64-Jährigen.
28 Prozent der Menschen in Deutschland sind heute 60 Jahre oder älter (1970: 19,4 Prozent). Dabei sind die meisten gesund und oft sogar fit, Pflegebedürftigkeit ist erst ab 80 ein Thema. Und die finanzielle Absicherung im Alter ist im Durchschnitt gut. Allerdings: Die aus psychologischer Sicht so wichtigen Ressourcen für die körperliche und geistige Gesundheit, die sozialen Kontakte, werden bei älteren Menschen weniger, sie sorgen sich stärker als junge etwa um die Auswirkungen von Inflation, Mietsteigerungen oder Digitalisierung auf sie selbst, lassen sich andererseits auf Grund ihrer Lebenserfahrung weniger schnell durch gesellschaftliche Ereignisse ängstigen, so der Zukunftsforscher Hartwin Maas.
Auf die faule Haut legen sich die einst beruflich oft sehr Engagierten nicht. Da ist ihre Unterstützung als Großeltern oder als Pflegende der Eltern. Zunehmend mehr sind im freiwilligen Engagement zu finden, was gesellschaftliche Teilhabe und Integration bedeutet, 2019 etwa bei den 65-Jährigen und älter 31,2 % (18 % in 1999), überdurchschnittlich im sozialen Bereich.
Mehr als 20 Lebensjahre erwarten heute die 60 plus – viele von ihnen halten Körper und Geist aktiv und füllen die gewonnenen Jahre gelassen mit Leben: mit guten Beziehungen, vielfältigen Hobbies, befriedigendem Engagement.
Quellen: https://www.sozialpolitik-aktuell.de, https://www.dza.de/, https://www.programm-altersbilder.de/
Dr. Beatrix Körner