Chamberlin galoppierte schneller, als er je in seinem Leben galoppiert war.
Aber er war ein gutes Stück kleiner als die meisten Kamele, und seine Beine, obgleich kräftig, waren nicht ganz so lang!
Endlich erspähte ich die drei Könige in der Ferne…
(wer jetzt merkt, dass er oder sie den ersten Teil der Geschichte nicht kennt, findet ihn hier.)
Nur waren sie es nicht, es war eine Kaufmannskarawane. In dieser Nacht waren nicht nur wir unterwegs.
Die Kaufleute hatten sich verirrt und besaßen keine Karte. Konnte ich ihnen vielleicht helfen?
Aber ein so langer Kameltreck reist sehr langsam. Was sollten wir tun?
Mein Herz sank: Wir waren bereits spät dran. Was sollten wir tun? Wir folgten meiner Sternkarte. Um zur Heimatstadt der Kaufleute zu gelangen, mussten wir einen ziemlichen Umweg machen.
In langsamer Prozession führten wir die Karawane wohlbehalten aus der Wüste heraus. Mein Herz erhob sich: Ich konnte den Stern immer noch sehen; vielleicht würden wir doch noch auf die drei Könige treffen...
Doch dann versperrte uns ein tiefer Abgrund den Weg, gab keinen Pfad, der um ihn herumführte.
Aber wir mussten hinüber!
Die Kaufleute hatten Angst; ihre Kamele hatten Angst: ich hatte Angst! Aber Chamberlin war bei mir, er machte uns Mut.
Wir schafften es tatsächlich. Wie genau? Das ist eine andere Geschichte.
Am Rand ihrer Stadt sagten wir den Kaufleuten Lebewohl. Sie luden uns ein zu bleiben, aber der Stern rief und ich wollte unbedingt meine Freunde einholen. Ich schenkte den Kaufleuten die königliche Sternkarte.
Die Nacht war kühl und ruhig und der Stern schimmerte wie eine Kerze in einem weit entfernten Fenster. Wir ritten, bis wir müde waren.
Dann hielten wir an, weil wir rasten mussten.
Chamberlin hörte es zuerst ein leises klingelndes Läuten in der Stille. Wir schauten uns um, aber da war niemand.
Was sollten wir tun? Wieder ertönte das Klingeln. Eine kleine Pflanze blickte zu uns auf, ausgetrocknet und durstig.
Ich gab ihr das letzte bisschen Wasser, das wir noch hatten. Zu unserer Überraschung begann die Pflanze zu blühen.
Dann ließ sie eine kleine, runde Frucht in meine Handfläche fallen, die sich anhörte wie eine Glocke.
Wir waren verwundert und nicht wenig verwirrt. Aber der Stern rief und ich wollte unbedingt zu unseren Freunden stoßen.
Wir zogen weiter und folgten dem Stern in die Berge. Die Straße wurde jetzt steiler, der Wind eisig und die Regentropfen verwandelten sich in Hagelkörner. Es war kalt und wir fröstelten beim Gehen, doch Chamberlin schien es nichts auszumachen. Aus Angst, wir könnten uns aus den Augen verlieren, hielt ich mich dicht bei ihm.
Schließlich kletterten wir über die Wolken und fanden uns auf der Spitze eines Berges wieder. Der Stern leuchtete hell, und einmal mehr voller Hoffnung stolperten wir unseren Freunden hinterher.
Den 3.Teil könnt ihr hier lesen.