Der vierte König Teil 4

Die Kinder kamen mit uns. Ich war sicher,

dass sie bei dem neugeborenen König in guter Obhut sein würden. Der Stern rief uns weiter zu einer kleinen Stadt: Bethlehem.

 

(hier könnt ihr den ersten Teil der Geschichte nachlesen, wenn ihr ihn noch nicht kennt, hier den zweiten Teil und hier den dritten Teil.)

 

Dort trafen wir ein paar Schafhirten mit einer frohen Botschaft.

Sie waren dem Stern zu einem Stall gefolgt; sie hatten das neugeborene Kind besucht und die drei Könige gesehen. Mein Herz sang vor Freude!

 

 

Doch die Hirten hielten uns auf.

Etwas Schreckliches ging in Bethlehem vor: Soldaten, ausgesandt, den König der Könige zu töten, töteten Kinder. Dieses Kind, das in einem Stall geboren war - ich musste es retten!

Wir ließen die Kinder bei den Hirten und jagten den Hügel hinab. Die Soldaten suchten das Tal ab, und so versteckten wir uns zwischen den Ruinen und warteten darauf, dass sie wieder verschwanden.

 

 

 

Dann erschien aus der Dunkelheit ein Mann. Er führte einen Esel, auf dem eine Frau mit einem Kind im Arm saß.

Sie wirkten verängstigt, und das Kind begann zu weinen, ich winkte sie zu unserem Versteck: keinen Augenblick zu früh!

 

Wie still wir saßen, als die Soldaten an uns vorbeizogen - bis auf das neugeborene Kind, das anfing zu wimmern. Rasch gab ich ihm das Holzlamm aus meiner Tasche. Der Kleine strahlte und wurde ganz still.

Aber die Soldaten hatten bereits kehrtgemacht und kamen näher. Was sollten wir tun? Sie würden uns bestimmt entdecken.

Was sollten wir tun?

Am Ende gab es nur eine einzige Möglichkeit. Ich holte tief Luft und sprang mit Chamberlin an meiner Seite auf die Straße. In der Hoffnung, dass wir die Soldaten so lange ablenken konnten, bis der Familie die Flucht geglückt war, rannte ich los.

Tatsächlich, die Soldaten gaben Fersengeld und holten schnell auf; aber irgendwie lockten wir unsere Verfolger in das nächste Tal, bevor ich stolpernd anhielt. Ich konnte nicht mehr. Chamberlin stand bei mir, als die Truppen mit gezückten Schwertern heranrückten.

Wir waren völlig unterlegen und, so schien es, vom Glück verlassen.

Bis heute weiß ich nicht, was als Nächstes geschah; gewiss ist aber: Die Erde bebte und es dröhnte in unseren Ohren. Und die Soldaten? Sie hatten große Angst und flohen in einem heillosen Durcheinander.

Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber mir gefällt der Gedanke, dass sie von dem Getrampel der drei königlichen Kamele auseinander getrieben wurden.

Chamberlin und ich waren allein am Rand der Stadt. Der Stall, von dem die Hirten erzählt hatten, lag vor uns auf einem Hügel. Wir rannten, wir rannten, so schnell wir konnten ... aber der Stall war leer.

Wir waren zu spät gekommen! Unsere Reise war umsonst gewesen. Ich fiel auf die Knie und weinte.

Und dann, in meiner tiefsten Verzweiflung, geschah etwas Wundervolles: Ich hörte eine sanfte Stimme!

„Sei nicht traurig, König Mazzel, du bist nicht zu spät! Du warst die ganze Zeit über bei mir. Ich hatte mich verirrt und du zeigtest mir den Weg.
Ich war durstig und du gabst mir zu trinken.
Ich war gefangen und du hast mich befreit.
Du warst da, als ich dich brauchte und ich werde bei dir sein, für immer.“

 

Als ich diese Worte hörte, wusste ich, dass meine Reise zu Ende war. Mein Herz war voll Freude.

Die aufgehende Sonne wärmte mein Gesicht. Ein neuer Tag brach an.

Draußen vor dem Stall warteten die Hirten mit den Kindern. Wir lächelten uns an und umarmten uns. Dann machten wir uns auf den Weg zu ihren neuen Wiesen und Weideflächen.

Und so kam es, dass ich die drei Könige niemals getroffen habe. Caspar, Melchior und Balthasar kehrten in ihre Königreiche zurück, ich nicht.

Ich bin nicht länger König: Ich bin Hirte und Chamberlin ist ein Schäfer-Kamel. Er kümmert sich um unsere Schafe, und ich kümmere mich um unsere Kinderschar.

Wir sind sehr glücklich!

Von Zeit zu Zeit gehen wir immer noch gern auf die Wiese und betrachten den Nachthimmel. Und obgleich der Stern schon lange von seinem Platz verschwunden ist, leuchtet er immer noch hell in meinem Herzen.